Flamingo Update | 24.06.2025
Traurige Beobachtung auf der Insel im Zwillbrocker Venn
Von den 6 bekannten geschlüpften Flamingoküken wurden vier tot aufgefunden. Da keine Flamingos mehr auf der Brutinsel gesichtet wurden, ist davon auszugehen, dass auch die anderen beiden Küken mittlerweile gestorben sind. Ebenfalls waren noch 3 unbebrütete Eier in den Schlammnestern, der Verbleib der weiteren Eier ist unklar. Auch ein adulter Chileflamingo, der 2015 im Zwillbrocker Venn beringt wurde, wurde tot in der Kolonie aufgefunden.
Die Todesursache ist noch nicht eindeutig geklärt, hierzu warten wir noch die Ergebnisse des Veterinäruntersuchungsamts ab. Hinweise deuten jedoch daraufhin, dass Prädation, also der Nahrungserwerb durch einen Räuber (z.B. Fuchs) dafür verantwortlich ist. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Prozess, der nie zu 100% verhindert werden kann. Nichtsdestotrotz gilt es jetzt gemeinsam mit den Jagdausübungsberechtigten das Prädationsmanagement zu intensivieren, denn auch die Insellage im See bietet hiervor keinen gänzlichen Schutz. Das beinhaltet sowohl die aktive Raubwildbejagung als auch eine passive Barrierewirkung für Prädatoren durch eine Vorrichtung im See. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund der Betroffenheit der ebenfalls auf der Insel brütenden und in NRW stark gefährdeten Lachmöwe sowie der seltenen Schwarzkopfmöwen. Zunehmende Prädation durch Füchse und Marderartige trägt auch andernorts neben weiteren Faktoren wie dem Landnutzungswandel bei vom Aussterben bedrohten bzw. stark gefährdeten Wiesenvogelarten wie Uferschnepfe und Brachvogel zu geringen, bestandsgefährdenden Bruterfolgen bei.
Im Vergleich dazu ist die westeuropäische Flamingopopulation, die sich außerhalb der Brutzeit vorwiegend in den Niederlanden aufhält, in den letzten Jahren stetig gewachsen. In diesem Jahr wurde ein neuer Rekord mit 83 gleichzeitig im Zwillbrocker Venn gesichteten Flamingos aufgestellt, mit den noch in der Niederlande befindlichen Individuen wurde die Population auf gut 100 Tiere geschätzt. Bereits in den Jahren 1996 bis 2000 sowie 2008 bis 2010 wurden in mehreren Jahren hintereinander keine Flamingoküken flügge. Auf Grund ihrer Langlebigkeit sind die Flamingos nicht auf einen jährlichen Bruterfolg angewiesen. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass die Flamingos auch im nächsten Jahr einen erneuten Versuch, starten im Zwillbrocker Venn zu brüten. Im Moment scheint der überwiegende Teil der Kolonie aus Zwillbrock in Richtung der Überwinterungsgebiete in den Niederlanden abgezogen zu sein, heute konnten nur noch 5 nahrungssuchende Individuen von der Westkanzel aus beobachtet werden, während aus dem Grevelingenmeer schon eine größere Gruppe gemeldet wurde.