Früher brüteten Lachmöwen in Mitteleuropa vorwiegend in Feuchtgebieten des Binnenlandes, woher auch der Name der Art stammt: unter Lache versteht man flach überschwemmte Wiesen. Dabei ist wohl das Artepitheton ridibundus (Lateinisch für lachend) auf eine Verwechslung mit der ähnlichen nordamerikanischen Aztekenmöwe zurückzuführen, deren Ruf nach höhnischem Lachen klingt und im Englischen, Niederländischen und Italienischen deshalb auch als Laughing Gull, respektive Lachmeeuw oder Gabbiano sghignazzante bezeichnet wird. Daneben besiedelt die Lachmöwe auch Verlandungszonen größerer Seen (zum Beispiel die Insel und einige Uferbereiche am Zwillbrocker Venn), aber auch Flussauen und Moore. Die zunehmende Entwässerung ihrer Habitate führte zu einer Abwanderung in die Küstenregionen, wobei das Wattenmeer heute einen Verbreitungsschwerpunkt der Art in Deutschland darstellt.
Die Zahl der Lachmöwen zeigt großräumig einen negativen Trend. In NRW gab es sogar einen Bestandsrückgang von über 80% in den vergangenen Jahrzehnten, sodass sie auf der aktuellen Rote Liste NRWs in der zweithöchsten Kategorie als stark gefährdet eingestuft wurde. Hier spielt neben anderen Faktoren auch die intensive Landwirtschaft eine Rolle: während der Zeit der Jungenaufzucht suchen Lachmöwen vor allem auf Äckern und Wiesen nach Nahrung. Besonders Regenwürmer haben es ihnen angetan, die einen Großteil der Nahrung von Jungvögeln ausmacht. Doch in Mais Reinkulturen leiden Bodenorganismen wie Regenwürmer unter der der Bodenverdichtung durch den Einsatz großer landwirtschaftlicher Maschinen und unter der Behandlung mit Pestiziden, sowohl direkt hinsichtlich ihrer Aktivität und Reproduktionsrate, als auch indirekt durch eine verringerte Nahrungsgrundlage. Darüber hinaus waren Lachmöwen als Koloniebrüter neben Seeschwalben aber auch am stärksten vom Ausbruch der Vogelgrippe in den vergangenen Jahren betroffen. Die Prädation der Gelege oder Jungvögel der auf dem Boden brütenden Möwen senkt zusätzlich die Rate des Bruterfolgs. Aber auch adulte Vögel werden Opfer von Fuchs und Mardern, wie auch in diesem Jahr im Zwillbrocker Venn beobachtet wurde.
Der Trend der Brutpaarzahlen im Zwillbrocker Venn zeigt seit den 90er Jahren eine negative Entwicklung. Von den 15.200 Brutpaaren, die im Frühjahr 1987 das Zwillbrocker Venn bewohnten, ist nur noch ein Bruchteil vorhanden. Doch immerhin, der Tiefpunkt im Jahr des Vogelgrippe Ausbruchs 2023 scheint überwunden, sodass die Bestandszahlen in den letzten beiden Jahren wieder auf 2.800 Brutpaare im Jahr 2025 angestiegen sind. Zudem gehen Schätzungen ehrenamtlicher Lachmöwenberinger davon aus, dass immerhin 400-500 Lachmöwenküken in diesem Jahr flügge wurden. Eine erfreuliche Momentaufnahme, dabei bleibt es jedoch abzuwarten, ob dieser positive Trend sich in den kommenden Jahren fortsetzt.
Angaben zu weiteren Sichtungen im Zwillbrocker Venn, können über die Beobachtungsplattformen ornitho.de und observation.org eingesehen werden. Links zu diesen Website finden Sie unter https://www.bszwillbrock.de/de/biologische-vielfalt/beobachtungen-im-zwillbrocker-venn/.
